April 16, 2025

Wim Ouboter: Vom Welterfolg des Micro Scooters zum Stadtauto der Zukunft

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Wim Ouboter: Vom Welterfolg des Micro Scooters zum Stadtauto der Zukunft

Wim ist Gründer und CEO von Micro Mobility. Vor 25 Jahren hat er mit dem Micro Scooter die urbane Mobilität neu erfunden. Bis heute wurden seine Roller weltweit über 90 Millionen Mal verkauft und sind mittlerweile aus unseren Städten nicht mehr wegzudenken.

Das Familienunternehmen mit Sitz in Küsnacht bei Zürich bietet heute über 50 Mobilitätsprodukte an – erfolgreich in über 80 Ländern.

Doch Wim hat sich nie auf seinem Erfolg ausgeruht. Gemeinsam mit seinen Söhnen Oliver und Merlin hat er den Microlino entwickelt – ein vollelektrisches Mini-Stadtauto im Retro-Design. Seit 2022 auf dem Markt, will der Microlino ein Umdenken in Sachen nachhaltiger Mobilität anstossen. Sein CO₂-Fussabdruck liegt bei nur rund einem Drittel eines herkömmlichen Elektroautos.

Micro wurde unter Wims Leitung mehrfach ausgezeichnet – unter anderem 2020 von Fast Company als eines der fünf innovativsten Unternehmen Europas.

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KAPITEL

(00:00) Intro: Wim Ouboter

(01:22) Urban Mobility

(09:02) Produktentwicklung

(11:12) Wim's Werdegang

(19:39) Erfinder vs. Unternehmer

(28:22) China ist die Zukunft

(33:53) Entwicklung des Microlino Autos

(40:07) Finanzierung von Grossprojekten

(46:52) Startupförderung in Europa

(54:19) Microlino Modelle

(56:37) Zukunft der Mikromobilität

(01:06:08) Family Business: Söhne Oliver und Merlin

(01:12:06) Positives Denken

(01:16:45) Challenge für die Zuhörer

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LINKS UND RESSOURCEN

- Micro Mobility - micro-mobility.com

- Microlino Car - microlino-car.com

Sandro Meyer [00:00:07]:
Heute mit mir am Tisch sitzt Wim Ouboter. Wim ist der Gründer und CEO von Micro Mobility. Vor 25 Jahren hat er mit dem Micro Scooter die U-Bahn-Mobilität revolutioniert. Sein Unternehmen hat weltweit über 90 Millionen dieser flinken Roller verkauft, die heute aus unserem Strassenbild nicht mehr wegzudenken sind. Wim hat sich aber nicht auf seinen Erfolg ausgeruht, sondern gemeinsam mit seinen Söhnen Oliver und Merlin den Microlino entwickelt. Ein vollelektrisches Mini-Stadtauto im Retro-Look, welches seit 2022 auf dem Markt ist. Mit dem Microlino möchte er die Gesellschaft in Sachen nachhaltige Mobilität zum Umdenken anwenden. Ihre kleinen Flitzer erzeugen durch ihr geringeres Gewicht und die kleine Batterie nur etwa ein Drittel des CO2-Fussabdrucks eines herkömmlichen Elektroautos. Unter dem Wim sind eine Führung hat Micro zahlreiche Auszeichnungen bekommen und ist 2020 von FAST COMPANY zu einem der fünf innovativsten Unternehmen in Europa ernannt worden. Heute bietet das Familienunternehmen mit Sitz in Küsnacht bei Zürich über 50 Mobilitätsprodukte an und vertreibt diese erfolgreich in über 80 Ländern. Willkommen Wim, ich freue mich auf unser Gespräch.

Wim Ouboter [00:01:17]:
Danke für die schöne Intro, das ist mir eine Ehre.

Sandro Meyer [00:01:21]:
Wir starten gerade mit einer grossen Idee, die sich durchgezogen hat seit den 90er Jahren bei dir. Urban Mobility, Micro Mobility. Jetzt kannst du uns ein bisschen erzählen, was ist Micro Mobility? Was ist so ein bisschen die Geschichte davon und wo stehen wir heute?

Wim Ouboter [00:01:45]:
Also eigentlich ist das Thema ja Micro Mobility. Ich habe damals auch diese Firma benannt, Micro Mobility Systems, 1997, wo ich einfach für die kurze Distanz Sachen entwickeln wollte. Was ist eine kurze Distanz? Das ist etwas, das zu weit ist, zu laufen, also zum regelmässigen Laufen, und das dann doch wieder zu kurz ist, dass man vielleicht das Rad zum Keller rausholt, für diese Distanz. Das ist ja so eine Mikrodistanz. Was sich dafür eignet, ist zum Beispiel ein Skateboard. Sehr gut. Nur wenn man das nicht gelernt hat, in jungen Jahren, dann schafft man es wahrscheinlich nicht mehr.

Sandro Meyer [00:02:16]:
Ja, man sieht auch noch die Väter mit den Kindern.

Wim Ouboter [00:02:21]:
Die ewig coolen sieht man auch, richtig. Aber es war so, dass ich fand, es müsste etwas sein, das eigentlich für eine breite Masse ist, das man schnell lernen kann. Und so ist eigentlich das Trottiné entstanden. Und zwar war es dort wichtig, dass es diese Hartgummi-Räder hat. Also diese PU-Räder, das ist also gleich wie so ein Inline-Skate oder das gleiche Material wie auf dem Skateboard. Und die müssen eben auch klein sein und die haben auf einem, ich sage jetzt auf einem harten Untergrund, natürlich einen wahnsinnig geringen Rollwiderstand. Also dass man fast nicht mehr angehen muss und man kommt schon vorwärts. Das zweite war, es musste ein kurzes Triprad sein, damit es auch wirklich sehr agil zum Fahren war. Man musste es ein bisschen lernen, aber die meisten haben es in relativ kurzer Zeit geschafft. Und dann der dritte Punkt war, als ich angefangen habe, hat es natürlich schon nicht ganz so cool ausgesehen, ein erwachsener Mann auf so einer Trottinette. Dann habe ich gewusst, wenn ich nachher in eine Bar gehe, vielleicht ein Bier nehmen, dann kommst du mit der Trottinette. Der Punkt ist also nicht. Und da ist eigentlich die Faltbarkeit entstanden. Und da hat dann auch die Gebrüder Freitag mit diesen schönen Tasche entwickelt, dass ich den Coolness-Faktor mit der Tasche machen konnte. Ich wollte keinen Posteisack von Migros oder Co. Nehmen und versorgen. So ist die portable Mobilität entstanden. Mikromobilität, portable Mobilität. Und wo

Sandro Meyer [00:03:41]:
stehen wir heute in Sachen Urban Mobility? Also weisst du, Wie sieht die ganze Landscape aus? Also wir haben den ÖV, wir haben hier die Elektroroller von den Firmen, die man via Handy mieten kann. Ja genau, dann haben wir die Trottinette, die wir auch sehr, also eigentlich alle Jungen nutzen mittlerweile, zum Teil auch non-elektronische. Also ich lebe in einer kleineren Siedlung und dort hat es, also alle haben so eine eigentlich. Und ja Was haben wir noch? Ihr habt diese Mini-Autos. Kannst du das kurz beschreiben?

Wim Ouboter [00:04:24]:
Zuerst mal mit den Trotteln. Unser Konzept war nie, die Miettrotteln, die am Trottelwasser stehen. Das finde ich eine Verschleimung der Zentren. Es gibt ja Orte, wo es jetzt bereits verboten ist, wie in Paris. Zumindest hat das gezeigt, dass es eine gute Idee ist, das Ganze Elektro zu machen, dass man hin und her fahren kann. Bei uns ist die Idee, dass man das eigentlich kauft und das dann in sein Büro, in seine Wohnung oder im Auto aufnimmt. Der Hauptmarkt bei uns ist aber, also sicher im Moment, mit Jugendlichen. Und da haben wir auch noch eine zweite Marke, die Marke Chili heisst das. Und das ist dann ein Trottiné, das man nicht zusammenlegen kann. Sondern die Trottiné gehen in die Halfpipe. Das ist eigentlich der Mitbewerber eines Skateboards. Mittlerweile hat es mehr Trottiné-Fahrer in Skateparks als Skateboard-Fahrer. Es ist einfacher zu lernen. Für die Erwachsenen haben wir dann auch gezeigt, dass man ein Drottchen nehmen muss, das vielleicht auch noch eine Handbremse hat, damit es einfacher ist. Es gibt solche, die das wirklich brauchen, die ÖVs. Was leider jetzt in gewissen Städten oder in gewissen ÖVs, wenn es droht wie elektrisch ist, darf man es gar nicht mehr mitführen. Und zwar wegen der Batterien, das sei gefährlich usw. Das ist ein bisschen schade. Ich glaube in Paris, in der U-Bahn ist es so. Aber wir machen weiter. Also dann machen wir es halt ohne Motor. Oder wir hatten es schon so, dass man eine Batterie hat, die man einfach wegnehmen kann, wegklicken. Und dann sieht man nochmal das Trottin. Dann nimmt man seine Mappen und dann kommt man eigentlich durch. Also man muss ein bisschen einfallsreich sein. Weil als wir angefangen haben mit dem Elektro-Trottin, war es ja nicht erlaubt. Und wir haben es dann damals mit einer Schweizer Firma entwickelt, Microbeam heissen die aus dem Welschland. Die haben Solarimpulse-Motorsteuerung gemacht und das war dann eigentlich ein körpergesteuerter Motor über Bodymotion. Es hatte kein Kabel, nichts dran, Man hat gar nicht gesehen, dass er elektrisch ist. Das war eine ganz coole Geschichte. Aber leider ist es natürlich... Ja, weil in Deutschland gibt es Gesetze, die sind sehr streng. Da mussten wir das aufhören. Mittlerweile gibt es eine Norm für die Elektro-Trotti. In verschiedenen Orten hat sich das gut eingebunden. Interessanterweise ist das Elektro-Trotto in gewissen Ländern das motorisierte Fahrzeug des Geringverdienenden geworden. Es ist nicht das Blausteins, das wir ursprünglich haben wollen, Sondern es ist wirklich dort, wo es etwas wärmer ist, da willst du nicht Fahrrad fahren. Das Fahrrad wird an der Strasse geklaut. Also da nimmst du so ein kleines Elektro-Trott, das du aufnehmen kannst. Das ist noch interessant. Das Mobilitätsgerät ist geringverdient in gewissen Ländern.

Sandro Meyer [00:07:17]:
Gibt es jetzt Wachstumsmärkte für die Scooter spezifisch? Eben ob es elektrisch oder nicht. Ist das irgendwo gerade voll im Kommen oder zieht es mega an? Wie sieht das auf globaler Ebene aus?

Wim Ouboter [00:07:36]:
Die Elektro-Trottis ist schon ein Riesenmarkt. Ich muss aber sagen, da haben die Chinesen mit ihrem Direktvertrieb ziemlich den Rang abgelaufen. Wir machen eigentlich Spezialversionen. Wir machen Co-Branding, z.B. Mit BMW, mit Mercedes AMG haben wir einen, dann haben wir mit Peugeot einen gemacht. Also wir suchen eigentlich eher solche Co-Branding-Geschichten. Aber jetzt der Massenmarkt, wo man dann in der Weissware, also wo man einschränkt kauft, Tiefkühler über diese Kanäle, ohne jetzt einen Namen zu nennen, da gehen Chinesen direkt in den Markt. Da hat man eigentlich fast keine Chance. Die haben zum Teil Produktionen, wenn sie Räder oder Motoren einkaufen, dann kaufen sie 500'000 Motoren. Das können wir nicht, das haben wir keine Chance. Wir müssen da mit dem Brand, mit dem Lifestyle etwas machen. Das ist ein gutes Zusatzgeschäft. Aber darum haben wir ja verschiedene Bereiche. Wir haben auch im Bereich Travel, haben wir, ich nenne das jetzt Smart Travel, haben wir so eine Art Kickboard, wo ein Koffer dran ist, wo man dann zusammenklappen kann und dann kann man auf den Flughafen fahren. Dann gibt es auch einen Rollkoffer, wo ein Kind drauf sitzen kann und man anziehen kann. Das ist ein riesiger Erfolg in China. Es ist auch immer unterschiedlich. Es gibt gewisse Länder, wo man manchmal ein Produkt durch die Ecke geht. Und bei anderen Ländern läuft es nicht so. Darum ist es wichtig, dass man alles ausprobiert. Verschiedene Sachen und dann die einzelnen Mehrzahlen bedienen kann.

Sandro Meyer [00:09:02]:
Wie geht ihr so Produktentwicklung an? Macht ihr viel Marktrecherche oder seid ihr mehr so ein bisschen hey wir sind hier im Lab und haben gute Ideen und werft es euch mal auf den Markt und schaut. Oder wie funktioniert das heute? Weil ich weiss nicht wie es jetzt heute ist aber ihr habt ja zum Teil Phasen gehabt, wo ihr 15, 20 Produkte in der Produktpipeline hattet gleichzeitig. Wie geht ihr das an? Also es sind

Wim Ouboter [00:09:31]:
vielleicht drei Sachen. Das eine ist, wir denken ja nur an das. Wir haben ein paar Leute, ob in China, ob das in der Schweiz ist oder in Deutschland, die nur über die Mobilität nachdenken. Da kommen die Ideen zusammen. Wir haben Brainstorming. Dann gibt es auch Erfinder, Designer, die von uns zukommen. Wenn wir sagen, das ist eine gute Sache, dann schauen wir, dass wir einen exklusiven Vertrag abschliessen können. Das ist nicht alles von uns erfunden worden. Dann machen wir auch das, die zweite Schiene. Und das andere ist einfach die Produkte-Evaluation, dass man etwas hatte und gemerkt hat, das könnte man noch verbessern. Und so entstehen dann wieder neue Produkte. Und als letztes vielleicht noch durch die Vertriebskanäle, die wir haben. In 80 Ländern kommen auch immer wieder irgendwelche Distributoren-Länder auf uns zu. Beispielsweise jetzt geht es immer an einem Hunde-Kinderwagen für Korea. Das kann man sich fast nicht vorstellen, aber man muss mal nach Korea gehen und dann seht ihr, dass dort mehr Kinderwagen für Kinderwägen gibt. Also eben solche Strollers für Hunde haben als für Kinder. Und ich bin jetzt auch gleich von Hongkong zurückgekommen.

Sandro Meyer [00:10:34]:
Also man geht eigentlich Gassi mit den Hunden.

Wim Ouboter [00:10:37]:
Ich weiss nicht was... Gut, in

Sandro Meyer [00:10:39]:
Korea muss man ja nicht immer alles verstehen.

Wim Ouboter [00:10:40]:
Nein, ich verstehe es auch. Aber das Lustige ist, bin ich jetzt in Hongkong gerade gewesen, letzte Woche, und ich habe begleichviel Hunde in Kinderwägen gesehen. Wie Kinder. In Kinderwägen. Und das ist ein Ding. Und jetzt müssen wir natürlich sagen, wenn unser Distributor in Korea, was übrigens unser drittgrösster Kunde ist, wir sind sehr erfolgreich dort, er hat ca. 12 eigene One-Brand-Stores in den Shopping-Centern. Und er sagt, er wolle einen Hunde-Kinderwagen. Ja. Dann entwickeln wir das, oder? Ja.

Sandro Meyer [00:11:13]:
Und du warst ja ursprünglich Banker. Das hat dir nicht

Wim Ouboter [00:11:18]:
so gefallen. Ich war ursprünglich Banker.

Sandro Meyer [00:11:18]:
Hat dir wohl nicht so gefallen. Äh... Der Sprung von so Banker zu physischen Produkten und der Mobilität... Bist du irgendwie so ein bisschen dort reingefallen? Also weisst du, war das irgendwie so... Du hast ja da deine Bratwurst-Story, oder? Also weisst du, ist das mehr so die Story, die du im Nachhinein erzählst, zu rationalisieren, wie du in das einkamst? Hast du immer für Transport brennt? War es das? Oder bist du mit offenen Augen durch die Welt gelaufen und ein Erfinder in dir? Kannst du das umreissen?

Wim Ouboter [00:11:59]:
Zuerst muss ich sicher offene Augen haben, durch die Welt laufen und Dinge beobachten. Das andere war, ich war nicht wirklich ein Banker. Ich habe dort einfach eine verkürzte Lehre gemacht. Das ist so zu dieser Zeit. Ich bin jetzt 64. Als ich jung war, hat man eine Banklehre gemacht, das hat nichts schief gemacht. Das war einfach deine Sebenummer. Das hat mir wirklich nicht gefallen. Darum konnte ich natürlich schon immer nach Feindtägern zu Produkten etwas machen. So bin ich dann über verschiedene Etagen hineingerutscht. Ich habe auch mal eine Textilfabrik geführt mit einem Partner zusammen in Amerika, South Carolina. Also auch dort Produkte bezogen. Und ja, aber sonst einfach offene Augen haben. Und ich hatte am Anfang halt unglaublich Glück. Man muss sich vorstellen, als ich den ersten Prototyp gebaut habe, das Trottinett sammeln legbar. Und ich bin mit dem dann auf Taiwan, habe dort einen Hersteller gefunden, der hat das gut gefunden. Der hatte 600 Leute in China in seiner Fabrik, der hat Velokomponenten gemacht. Und wir sind nach etwas über einem Jahr auf 15'000 Leute gestiegen. Muss ich mir das vorstellen. Also Von 600 Leuten, 15'000. Das kannst du in China machen. Die hatten ein Beschäftigungsprogramm. Im Norden hatte es noch fast keine Industrie, nur Landwirtschaft. Und dann hat man die jungen Leute, also jung sage ich, das ist 18 plus, das geht in dem Kinderarbeit, hat man die in den Süden runtergeholt, wo die Industrie war, und hat dann dort geschaut, dass sie dann schnell eigentlich in diese Fabriken kommen, unter irgendeinem Handwerker, etwas schweissen, etwas... Dann gibt es ja zig Fabriken. Heute gibt es mehr Fabriken mit einem Norden, aber zu dieser Zeit ist wirklich das mit den sogenannten Wanderarbeiter, kann man sagen, die waren dann ein halbes Jahr in dieser Fabrik, haben auf dieser Fabrik gewohnt, da hat es Dormitory und alles. Mein Hersteller hat das gemacht, in China. Der hat dann der Regierung angekündigt, ich muss morgen tausend Leute haben. Dann sind die geschaut, ob Dormitory gut sind, Toilettenrichtung, das Essen, einfach geschaut, ob das alles stimmt. Dann hat man das approved, oder? Und dann sind die Busse reingefahren. Da sind einfach zig Busse gekommen, 1000 Leute waren da.

Sandro Meyer [00:14:10]:
Aber wie muss man sich das denn vorstellen, wenn du... Also bist du eine praktische Person, also mit den Händen... Dass du... Weisst du, wenn du sagst, du hast die ersten Prototypen entwickelt. Ich muss mir das vorstellen, also bist du auf jemanden zugegangen und hast so gesagt, hey...

Wim Ouboter [00:14:26]:
Nein, nein, also ich bin ja nicht der, der schweissen kann. Also ich hatte da jemanden, der Aluminium schweissen konnte. Ja. Und dann bin ich zu dem gegangen, so, schau so und so und haben das gemacht und... Einer ist der André Furten von Zürich, der ein ganz wiffer Kerl war, der mit Sachen entwickelt hat. Er hat sich z.B. Coole Ladeinrichtungen gemacht, die immer noch eine Funktion hatten. Und da habe ich mich im ersten Dings mit dem Kickboard und dem anderen grossgeholfen. Nein, ich bin also nicht der, der selber mit dem Schweissgerät und so hin geht.

Sandro Meyer [00:15:00]:
Ja, ja. Und hast du... Du hast ja von dir selber gesagt, dass du relativ risikoaffin bist, wenn man das so sagen kann. Also du... Ist das etwas... Würdest du sagen, du hast viel Vertrauen in deine Ideen? Oder bist du irgendwie von einer gewissen Obsession über eine Idee gezogen? Irgendetwas muss dich ja ziehen, dass das Risiko dann fast ausgelöst ist. Ja, das

Wim Ouboter [00:15:33]:
ist schon so. Man hat eine Vision, man glaubt daran. Zum Beispiel mit dem Trottin, den Prototypen, bin ich durch die Stadt Zürich gefahren. Und ich habe ein Heuerlebt. Das ist wirklich ein richtiger Kick, ohne irgendwelche Drogen. Und ich sagte, wenn das mir so geht, geht das vielen anderen auch so. Das war auch mit dem Elektro-Droht, den ich hatte. Das war ein ganz kleines Droht, das elektrisch war nicht. Du konntest über deinen Körper wegwegen, musste leichter den Mund, es musste gut aussehen. Dann hast du gesehen, wie die Leute zuschauen und sagen, das gibt ja gar nichts an. Und dann haben sie dich angehalten. Und ich so, was ist das? Ja, das ist eben

Sandro Meyer [00:16:12]:
spezielle Reden. Also du hast auch so ein bisschen auf das gelosen?

Wim Ouboter [00:16:16]:
Ja, ja, also das Selbstgefühl, was man hatte. Oder dann auch, was wir gemacht haben bei den Kinderprodukten, ist, dass wir dann eben kleine Prototypen gebaut haben, die funktionell waren. Und dann war man vor dem Haus, meine zwei Söhne waren ja typische Guinea Pigs, und haben die einfach am Nachmittag lang beobachtet, wie sie damit spielen. Wenn man die Kinder von der Nachbarschaft fast zu Händen ausreisst und fast Streit bekommt, hatte ich Freude. Kinder lügen ja nicht.

Sandro Meyer [00:16:44]:
Sie sind nicht nur, weil sie dir gefallen, sondern sie sind ein Buchetes oder nicht.

Wim Ouboter [00:16:50]:
Dass wir nicht einfach blindlings, sondern schon ein Anzeichen bekommen haben.

Sandro Meyer [00:16:54]:
Ist das dein Geheimnis ein bisschen, die Intuition? Oder was würdest du sagen, hat dich hierhin gebracht, wo du jetzt bist?

Wim Ouboter [00:17:07]:
Also sicher mal, dass man wirklich etwas machen muss, nicht einfach nur darüber reden. Also du bist jetzt ein Planer? Nein, du musst

Sandro Meyer [00:17:14]:
gar nicht, ich

Wim Ouboter [00:17:14]:
habe noch nie einen Businessplan gemacht. Dass man einfach das Produkt herstellen muss und dann auch kritisch sein, selbstkritisch, auch Kritik annehmen, wenn Leute sagen, dass es nicht gut ist aus dem und dem Grund. Dann muss man das ernst nehmen, muss das anschauen und dann versuchen möglichst schnell das Produkt zu verbessern. Man muss das ernst nehmen und

Sandro Meyer [00:17:34]:
versuchen, das Produkt möglichst

Wim Ouboter [00:17:34]:
schnell zu verbessern.

Sandro Meyer [00:17:37]:
Bist du interessiert an allen möglichen Produkten? Jetzt machst du zumindest auf der Micro Seite mit den Scootern, mit den Rollern, vor allem eine inkrementelle Innovation. Damals als du angefangen hast, hat dir noch nie jemand vom Mikro, Mobilität geredet oder irgendwie. Die Roller waren nicht unbedingt etwas mega Neues, aber jetzt auch mit dem kleinsten Auto sind eher eigentlich so ein bisschen... Ähm... Wie soll ich sagen... Neue Sachen, wo du vielleicht etwas erklären musst. Kannst du darüber reden? Was interessiert dich? Interessiert dich das inkrementelle auch? Oder sind es vor allem die grossen, neuen Sachen?

Wim Ouboter [00:18:23]:
Am meisten interessiert uns ein Produkt, das wie eine neue Kategorie ist. Das geht auch ein bisschen auf das Thema Blue Ocean Marketing. Dass man neu in einen Bereich hineinkommt, vielleicht sogar, dass das Bedürfnis wecken kann. Ich meine, das ist nachher ein Transport von einem Kind von zu Hause in die Schule, ist einfacher mit einem Trottin, als wenn es da gefahren werden muss. Und dann gibt es andere Sachen, Produkte, die wir haben, wenn die Leute reisen gehen, dass es irgendwie einfacher sein muss mit den Kindern, Und der grosse Kinderwagen mit zu tragen ist auch nichts. Also schon muss es praktisch sein. Und so schaut man auch einfach einzelne Dinge. Aber es gibt natürlich in unserem Bereich Mobilität und Kinder. Und auch ein bisschen Nachhaltigkeit. Was wir zum Beispiel nie machen würden, wäre ein elektrisches Minijeep für Kinder, mit dem sie umherfahren können. Es hat sehr viel Rohmaterial, das verbraucht wird. Die Spielzeit für so etwas ist relativ kurz und es hat keine Schulung motorisch für das Kind, dass so etwas gemacht wird. Wir haben schon klare Vorgaben. Wir wollen immer schauen, dass das Produkt auch das Verwenden der Rohmaterialien im Verhältnis ist und nicht einfach völlig pervers.

Sandro Meyer [00:19:39]:
Ja, ja, voll. Hast du denn, also, so etwas durchzuziehen, muss man ja so ein bisschen passioniert sein über ein Thema. Wenn du jetzt sagst, du bist, wenn wir dort anknüpfen, wo du auf Taiwan gegangen bist. Also wir hatten schon ein paar Leute, die so diesen Schritt gewählt haben, vom ersten Prototyp, was ja dann lustig ist. Man hat so seine Bubble in der Schweiz, kann das Leuten zeigen, die finden das cool. Aber nachher den Schritt machen, nachher hoch auf die Heimat, man ist noch alleine dort am besten. Ich habe ja viele Erfinder getroffen, die auch

Wim Ouboter [00:20:16]:
zu mir kommen mit einer Idee. Es gibt einen Typ von Erfindern, der eigentlich nie ihr Produkt umsetzen möchte. Sie wollen in dieser Bubble bleiben. Ich bin doch der aberkühlste Erfinder. Wenn du es dann umsetzt und du merkst, dass keiner will, dann fällt dir dein Kater zusammen.

Sandro Meyer [00:20:34]:
Dein Traum, oder?

Wim Ouboter [00:20:36]:
Wir hatten ein paar von denen, die ich keinen Namen sagen durfte. Dann sagten wir, das war wieder so einer, der am liebsten die nächsten 30 Jahre allen erzählen würde, was er für eine Hölle erfindet. Aber es ist so, dass wir mittlerweile ein Team sind, das alles mitmacht. Und wir haben einfach eine sehr offene Streitkultur, wo man auch sagen kann, es finde ich nicht gut. Und dann muss man es Aber auch begründen, warum nicht. Und so entsteht einfach viel.

Sandro Meyer [00:21:04]:
Aber die Passion, die du am Anfang hattest, weisst du wie... Also, wenn ich das richtig verstanden habe, vielleicht kannst du es noch etwas genauer erklären. Also du bist ja überall auf Taiwan, hast dort die ersten Modelle produzieren lassen mit einem Partner. Und das ist dann relativ schnell durch die Decke. Wie gesagt, ich weiss nicht, wie viele Mitarbeiter er vorher hatte.

Wim Ouboter [00:21:26]:
Er hatte vorher 600 Mitarbeiter, danach ist er auf 15'000 Mitarbeiter gekommen. Innerhalb von... Innerhalb von... Ein bisschen mehr als ein Jahr.

Sandro Meyer [00:21:32]:
Und das hättest du selber gar nicht

Wim Ouboter [00:21:34]:
mehr machen können, oder? Überhaupt nicht. Nein, also für mich ist es immer, du musst einen Partner suchen, wo du dann in ein nächstes Level reinkommen kannst. Ja. Und, ähm, das ist Produktion. Wenn man sich das vom Volumen her vorstellt, war das pro Tag 80'000 Trottine. Und wenn man sich das jetzt vom Volumen her vorstellt, sind das 20 40-Fuss-Container. Das sind so die langen, grossen Container. 20 pro Tag. Und in China ist halt 7 days a week. Und das ist auch entsprechend unglaublich schnell kapiert worden. Das sind also über 350 Fabriken, die das kopiert haben. Darum war es sehr schnell die Party over.

Sandro Meyer [00:22:08]:
Wie war es für dich emotional? Du fängst mit etwas an, am Anfang ist es immer hart, bis du das Produkt raus hast. Und dann bist du auf einmal in diesem Höchst. Und dann merkst du auf einmal, dass alle das kopieren. Und dann geht es wieder durch. Kannst du uns da schnell mit reinnehmen? Ich weiss nicht, ob du dich noch an diese Zeit erinnern kannst. Aber vielleicht

Wim Ouboter [00:22:31]:
gibt es so eine Geschichte. Es ist alles natürlich so unter Stress, dass du gar nicht so richtig Zeit hast, dich zu spüren. Aber dass man dann sieht, dass man plötzlich in drei Fabriken mit 15'000 Leuten das Produkt ist, Das kann man gar nicht richtig wahrhaben. Und dann gibt es diese Ärgernisse, die man einfach kapiert, weil man nicht einfach machen kann. Bis die Chinesen sagen, man sei froh, das sei ein Kompliment.

Sandro Meyer [00:22:59]:
Man lässt sich

Wim Ouboter [00:22:59]:
auch das Original... Dann kommt es dazu, dass man sagt, es sei nicht schön, dass x-x Leute an der Idee auch noch etwas verdient haben oder einen Job hatten. Also dann fällt das ein bisschen ins Positive. Weil es bringt nichts, darüber zu scrollen. Man muss möglichst schnell wieder neue Innovationen machen, etwas Neues bringen und wahrscheinlich auch unsere Vision, immer wieder neue Produkte zu bringen. Ich habe zum Beispiel ein Patent bekommen, auf etwas vor 15 Jahren. Danach hat ein Europäer eine Patentnichtigkeitsklage eingereicht, obwohl ich das Patent erteilt hatte. Er sagte, es sei zu Unrecht erteilt worden. Da bin ich jetzt 15 Jahre dran. Jetzt habe ich die nächste Vorladung für den Finale. Das sieht gut aus, wir können das Patent halten. Aber dann habe ich im Gericht geschrieben, dass ich schon der Pension bin, wenn ich dort fordern muss. Einfach nur, zu zeigen, man kann auf die Patente nicht abstimmen. Und auch wenn ich nachher Recht habe, dann ist diese Firma einfach nicht mehr da. Oder zum Teil sind es kleinere Firmen, die dann halt sagen, bevor wir jetzt hier irgendwelche Lizenzen zahlen, dann lassen wir einfach die Firma halt ab.

Sandro Meyer [00:24:10]:
Also wenn ich dich jetzt so richtig verstanden habe, dann bist du eigentlich so ein bisschen auf dem Hoch gewesen mit diesen Dingen. Du hast es aber gar nicht richtig realisiert. Das sind irgendwie 15'000 Leute, die sich irgendwelche... ...Ähm... ...Die rote Netze zusammen basteln. Nein, nicht basteln. Zusammen...ähm... ...Ähm...zusammenschnitten und die ganze Welt umschicken. Und nachher kommst du...äh... ...Äh...bist eigentlich mehr so ein bisschen am...äh... ...Am schauen. Auf der einen Seite, okay... ...Musst du reflektieren, okay... ...Nur auch richtige Originale werden kopiert. Das ist im Moment noch relativ schwierig, weil du bist so, ja, das ist unfair, zumindest in unserer Kultur. Da ist man so, was kopierst du mich jetzt? Hat sich das dann relativ stabilisiert? Also nach dem initialen Schock von Spike, wieder oben runter...

Wim Ouboter [00:24:55]:
Ja, man ist dann recht schnell oben runtergekommen. Du musst dir vorstellen, das hatte plötzlich einen Herrn kurz vor der Pensionierung, in Deutschland, das nennt sich Gewerbeaufsichtsamt. Das ist also eine unglaubliche Abteilung, das haben wir nicht in der Schweiz, und der hat gesagt, ja, aber das Trottiné, das ist ja ein Spielzeug und Das muss alle Spielzeugnormen einhalten. Der Komplettimport von diesen Spielzeugen hat dann gestoppt und man durfte ihn nicht mehr verkaufen. Da hatte ich dann richtig viel Arbeit, und zwar nicht positiv. Wir schauen, dass die Leute weiterhin die Rechnungen zahlen. Wir hatten einen Grund, die Rechnungen nicht mehr zu zahlen. Wir durften nicht mehr verkaufen, mit Gefängnisandrohung und allem. Schnell kamen dann die negativen Sachen, die uns davon abhielten, dass man in dieser Partylaune weiterhin eine grosse Villa kauft, wo man verrückte Ferien macht. Aber ich bin immer noch am gleichen Ort wie vorher. Oben auf dem Bad übrigens.

Sandro Meyer [00:25:56]:
Wenn ich dir jetzt ein bisschen zuhören würde, siehst du dich im Selbstbild eher als Erfinder oder als Unternehmer? Weil viele Dinge, die du jetzt auch beschreibst, alles so diese...

Wim Ouboter [00:26:10]:
Ja, ich muss sagen, Visionär und dann aber auch Pionier. Der Pionier setzt dann auch Der Visionär hat einfach noch eine Vorstellung, etwas zu machen. Ich bin eher zwischen diesen beiden. Ich bin nicht einfach nur der Erfinder. Ich möchte immer eine Idee in Stückzahlen bringen. Das ist gut. Es gibt andere, die machen zum Beispiel der Rinspeed macht zum Beispiel Hölle Sachen in der Mobilität. Weisst du nicht, ob du Rinspeed kennst? Der bringt jedem Gembrautem Isolator eine neue Idee mit einem Auto und hat das sehr gut gemacht. Aber der geht nie in die Serie. Der will einfach einmal einen Prototypen das ist ein Auto, das unter Wasser gehen konnte, mit Foils. Er ist da sehr innovativ. Er ist ein richtiger Erfinder. Bei mir ist es mehr mit der Vision, das könnten verschiedene Leute anwenden, das muss man in die Serie bringen. Das ist mein Kick, wenn man sieht, man kann es wirklich umsetzen und produzieren.

Sandro Meyer [00:27:10]:
Das ist eigentlich so ein bisschen der Dyson, so ein bisschen ähnlich wie der Dyson.

Wim Ouboter [00:27:13]:
Ja, also das ist natürlich ein grosses Kompliment.

Sandro Meyer [00:27:17]:
Ich habe

Wim Ouboter [00:27:17]:
nicht ganz so viele Hairschnüre wie er, ich glaube er hat etwa 2'500 Hairschnüre. Was? Das ist wahnsinnig, oder? Aber Schön ist, dass wir gerade in Korea einen Flagship-Store haben, wo nur Dyson seine Produkte drin hat. Wir sind nebenan. Von dort her hat es schon gewissenähnlich.

Sandro Meyer [00:27:34]:
Es ist übrigens auch lustig mit Korea, weil Markus Freitag, der auch auf dem Podcast war, hat auch seine... Sie haben nicht wirklich ausgesetzt, zu sagen, Korea wird ein grosser Markt. Aber irgendwie sind die Absatzzahlen gestiegen und gestiegen und gestiegen. Mittlerweile haben es zwei Stores in Seoul alleine. Wunderschöne Stores übrigens. Und irgendwie, Korea ist ein interessanter Markt.

Wim Ouboter [00:28:01]:
Ja, Korea ist wirklich unglaublich. Das gefällt mir einfach zu wenig. Und wenn man das dann richtig macht und den richtigen Vertrieb hat, und ich glaube die Schweiz hat dort auch sehr hohen Stellenwert, also die Marktwirtschaft in der Schweiz wird dort sehr willkommen aufgenommen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass er auch hier sehr, sehr... Also er hat die Erfolge, ja, ist klar.

Sandro Meyer [00:28:22]:
Du hast vorne, gerade kurz bevor wir hier heran gesessen sind, noch ein bisschen China erwähnt, gerade weil wir jetzt schon bei Korea sind. Wo... Du bist ja oft in China unterwegs, bist gerade von China zurückgekommen, hast du gesagt. Letzte Woche, ja. Du kannst... Für die Leute ein bisschen beschreiben. Du hast gesagt, viele Leute, jetzt gerade Japan ist gerade im Trend, bei den Leuten zum Verreisen zumindest oder so. Aber ich glaube, Korea und gerade China ist jetzt nicht unbedingt ein Hauptreiseziel für viele Leute, die so etwas nicht zuhören. Das heisst, sie kennen es nicht so. Kannst du den Vibe, machen wir China, den Vibe ein bisschen beschreiben, wenn du dort hinfährst und mit welchen Gefühlen du zurückkommst?

Wim Ouboter [00:29:07]:
Also ich muss vielleicht zuerst sagen, am Anfang, als ich nach China ging, war das das erste Mal im Jahr 1998. Das war eine ganz andere Welt. Dann ging ich regelmässig, drei, viermal im Jahr. Nachher kam die Covid, da ging ich eine Zeit lang nicht mehr. Und dann war ich das letzte Jahr wieder das erste Mal und bin da schon erschrocken, dass es ein ganz anderes Land ist. Mit einfachen Sachen zu sagen ist, Es hat dort so viele Elektroautos. Der Durchschnittsalter der Autos ist etwa drei Jahre. Nicht einmal. Also Durchschnittswerte. Es hat Marken im Autobereich, die ich noch nie gesehen habe. Und sie sehen nicht einmal schlecht aus. Und nicht nur eine. Also da ist richtig viel passiert in den letzten 4-5 Jahren. Und darum muss ich sagen, wenn man schauen will, wie sieht die Zukunft aus, also technisch und bezüglich Infrastruktur und so, da ist China das Ort, wo man hin muss. Wenn man sieht, dass die Autobahnen, die sie gebaut haben, auf Stelzen, das Schnellzugverbindungsnetz, das sie haben, einfach als Beispiel, da kaufst du nicht mehr ein Ticket, sondern du registrierst das mit deinem Pass und reist mit deinem Pass. Das ist alles im System drin. Du hältst deinen Pass dann bei einem Scanner hin und dann kommst du überhaupt auf das Bäro. Du kommst ohne Ticket gar nicht auf das Bäro. Wenn du fliegst, kommst du überhaupt nur in den Flughafen, weil du den Pass hinhältst und die wissen, dass du ein Ticket hast. Wenn du einen Tag vorher gehst, kommst du gar nicht rein. Wieso soll der vorher reinkommen? Wenn man einmal drin ist, gibt es kein Ticket mehr. Kurz bevor man im Flughafen steigt, muss man noch einmal in der Schweiz ein Ticket herheben. Dort hat es eine Kamera, die einen filmt und erkennt das Gesicht und dann geht es rankenauf. Man muss nicht einmal mehr den Pass führen. Ich wollte nur damit sagen, wie die IT-mässig weit voran sind. Das ist schon unglaublich. Und es ist wirklich sauber. Das China, das man vorher so ein bisschen kannte, wo sie mit den Velos und den Lastenwählen... Das muss schon fast so... Also in den Bahnpassen, ja klar. Aber da hat es grosse Städte mit 13-14 Millionen Einwohnern. Das ist unglaublich. Und wie das funktioniert?

Sandro Meyer [00:31:27]:
Wo warst du jetzt?

Wim Ouboter [00:31:29]:
Ich war natürlich in Shanghai, in Peking, in Chongqing, also ziemlich den Rand gereist. Ich habe vier Fabriken angeschaut, grosse Fabriken. Man muss ja auch einen Plan B haben, nachdem der Preis der Leute wichtig ist und nicht, wo es hergestellt wird.

Sandro Meyer [00:31:46]:
Das heisst, wenn ich dich richtig verstehe, bist du relativ beeindruckt von, und das ist nicht das erste Mal, wo wir es auch auf dem Podcast hören, von China und wie weit sie sind. Oder war das eben schon klar für dich? Hast du das jetzt mitbekommen die letzten Jahre oder war das jetzt schon noch mal ein rechter Gumpf?

Wim Ouboter [00:32:02]:
Nein, also die Geschwindigkeit, was jetzt wirklich passiert ist, seit Covid bis jetzt, das ist einfach wirklich unglaublich. Das sind einfach mal schnell so, ich sage jetzt mal eine Zahl, vielleicht so 80, vielleicht sind es auch noch mehr Autofabriken zum Boden ausgestampft worden, Weil die Regierung gesagt hat, wir wollen in der Elektromobilität führend sein und da investieren wir. Und wenn es am Schluss nur 10% schafft, dann sind das die Besten gewesen und dann hat sich das gelohnt. Und das ist ihr Plan. Die haben einfach ein 20-Jahres-Plan und investieren. Und denken am Schluss Survival of the fittest. Das sind alles chinesische Firmen. Man kann schon sagen, es sind Staatsbetriebe. BYD, Gili, das sind alle

Sandro Meyer [00:32:48]:
Staatsbetriebe. Siehst du das, was du jetzt in China gesehen hast, als Zukunft? Hast du das Gefühl, es ist unumgänglich, dass wir uns auch auf diese Standards bewegen müssen? Oder ist es schon nochmal etwas anders, wie sie unterwegs sind, versus jetzt in Europa?

Wim Ouboter [00:33:10]:
Nein, das was man sieht, also die Autos, die sie haben, das sind ja, die sind, die Connectivity mit den grossen Bildschirmen und alles, das ist, also das wird auch zu uns kommen, wie wir das mal hatten, wo im Rücksitz überall in den Kopfstützen hat es einen Bildschirm drin, wo man schauen kann, also das wird kommen. Die Frage ist einfach der Preis. Ich denke, wir können unser Preisniveau in Europa wahrscheinlich nicht mit dem Ausbaustandard halten können, welches sie jetzt in China haben. Ich habe da keine Lösung, wie es sein wird. Aber man wird wahrscheinlich nicht darum herumkommen, dass man mit Importzöllen etwas machen muss, weil sonst hat man

Sandro Meyer [00:33:51]:
da keine Chance. Wenn wir übergehen auf Microlinos, also die Autos. Bei Micro war vorher dein Fokus auf Marketing und Logistik. Und nachher ist es wahrscheinlich eine der schwierigeren Industrien, wenn man die Autoindustrie nimmt. Produktion und so ist schon nochmal eine andere Liga. Wie hast du das wahrgenommen über die letzten 10 Jahre? Der Weg, den du gemacht hast mit Micro versus den Weg, den du mit Marco Lino gemacht hast?

Wim Ouboter [00:34:37]:
Ja, das ist eine völlig andere Welt und ein viel grösseres Risiko. Ich habe aber auch mal gesagt, es ist schon einfach, wenn man nur zu einem Chinesen gehen kann, zu sagen, liefer mir 1'000 Trote und dann verkaufe ich dir. Das ist ein einfaches Businessmodell. Ich habe gut verdient über all die Jahre und habe gefunden, dass es doch ein bisschen einfach war. Ich muss jetzt schon einmal noch ein bisschen durch den Fleischwolf gedreht werden. Und das war dann auch so. Und ich habe das natürlich auch noch als Projekt mit meinen zwei Söhnen, mit Oliver und Merlin, wo wir eigentlich von Anfang an, das war unser Projekt. Und das war sehr sinnig, obwohl wir sind weit weg von Geld verdienen. Aber es ist natürlich die Zeit, die kann man mir nicht wegnehmen. Und was wir alles erlebt haben, das ist einmalig. Es ist schon eine viel grössere Geschichte. Also mit dem Supply Chain, den wir hatten am Anfang nach Covid. Dann hast du einfach keine Ware bekommen, dann musstest du irgendwelche Chips auf dem Graumeer kaufen, da warst du nicht sicher von der Qualität. Dann musstest du Minderbestellungen abgeben, wo du dachtest, so viele haben, entweder das oder nichts. Und da wurde man schon in Sachen gedrückt, die schwierig waren. Also wir haben heute noch ein paar Teile, die vielleicht die nächsten drei Jahre reichen. Ihr habt

Sandro Meyer [00:35:54]:
ja dann sogar eine eigene Fabrik aufgemacht in Turin. Du hast ja damals schon gesagt, dass das ein riesiges Risiko ist, das du hier eingehst. Wie hat sich das angefühlt?

Wim Ouboter [00:36:13]:
Zuerst muss man sagen, dass du das Auto nicht von null auf entwickeln kannst, wenn du nicht in der Nähe bist. Wir sind dann jede Woche mit dem Zug runtergefahren, du musst gute Verbindungen haben, solange der Gotthard offen ist. Leider war einmal ein Zeitlang nicht offen. Dann haben wir natürlich mit wirklich guten Leuten entwickelt. Automotive gibt es super Leute und haben das gut gemacht. Und eine eigene Fabrik, wo wir, es war ein altes Gebäude, wo wir renoviert haben, neue Maschinen getan haben, das ist eigentlich alles gut gelaufen. Wir haben auch recht grosse Anteile in der Schweiz von dieser neuen Klasse. Jetzt kommt noch etwas darauf. Ein normales Auto wäre wahrscheinlich einfacher gewesen. Die Problematik ist, die Leute müssen verstehen, was ist so ein Client? Das ist die Klasse L7E. Ja, was ist das genau? Das ist eben nicht ein Auto. Wieso ist es kein Auto? Ja, weil es nicht die gleichen Anforderungen hat wie ein Auto. Es darf auch nur maximal 450 kg schwer sein ohne Batterie. Und es darf maximum 1, 50 m breit sein. Und es darf nicht schneller als 90km fahren. Aber eigentlich reicht das doch vollkommen. Zwei Leute, nebeneinander sitzen, was mich cooler findet, als Renaud Twisi sitzt man ja hintereinander,

Sandro Meyer [00:37:25]:
das ist

Wim Ouboter [00:37:25]:
nicht so toll, da hinten

Sandro Meyer [00:37:26]:
mit dem

Wim Ouboter [00:37:26]:
Hinterding zu sitzen. Und dann dachte ich, eigentlich reicht das für die Strecke. Das ist alles gut, bis es die Leute kapieren, geht es länger. Das haben wir ein wenig unterschätzt. Wenn man in eine neue Klasse geht, bei einer Anschaffung in dieser Preisklasse, dann braucht es schon ein wenig mehr, ich nenne das jetzt mal eine Anschubfinanzierung. Oder zumindest keine Behinderung. Wir bekommen ja keine CO2-Anrechnung, weil Tesla jedes Jahr seine 700 Millionen Euro bekommen hat, weil wir keine Personenwagen sind. Das haben wir am Bundesrat mal geschrieben. Ich frage mich, warum wir das nicht auch irgendwie... Wir sind ein Teil davon, oder? Wir sind Wie ein halbes Elektroauto. Und da sagt er, das sei kein Personenwagen gemäss EU und das gibt es nicht. Ja, und dann nach einem halben Jahr später hat er dann entschieden, dass es... In welchem Jahr sind wir jetzt? Das war in diesem Jahr. Im letzten Jahr haben wir den Brief geschrieben, dem Bundesrat. In diesem Jahr, ab Januar, war es plötzlich ein Personenwagen. Aber nur wegen des Zolls. Wir müssen jetzt auch 4% Zoll zahlen, wie jedes Elektroauto. Also es zeigt ein bisschen, entweder sind wir kein Elektroauto und dann sind wir, dann können wir diese Förderung nicht übernehmen, müssen wir damit leben. Aber wenn man dann nachher noch das Hintertürchen, dann plötzlich auch diese 4% zahlen müssen. Und das ist schon sehr, sehr ärgerlich. Und wenn man davon ausgeht, das ja eigentlich das Ziel unserer Regierung ist, CO2 einzusparen. Und wenn man sieht, wie viel CO2 wir pro Kilometer einsparen, das ist bombastisch. Da müssen wir nicht noch gegen uns arbeiten. Das ist die grosse Enttäuschung.

Sandro Meyer [00:39:00]:
Das heisst, auf der einen Seite musstest du Produktion selber stemmen, das heisst, du warst mit der Makroökonomie abhängig. Und so wie es jetzt klingt, sogar von der Politik, Es ist alles viel komplexer.

Wim Ouboter [00:39:18]:
Viel komplexer, ja. Und kapitalintensiv. Und kapitalintensiv, das ist richtig. In den letzten 6-7 Jahren haben wir auf Dividenden verzichtet. Aus unserem Trottinett-Geschäft haben sie dort investiert. Das ist auch okay. Ich bedauere das auch nicht. Das war eine Hölle Zeit. Aber es war vielleicht eine Fehlschätzung aus zwei Gründen. Eben, dass der Regierer es gar nicht ernst meint mit dem CO2-Einsparen. Und Das zweite ist das Nichtwollenkönnen von gewissen Leuten in gewissen Positionen. Und das andere ist, dass der Konsument einfach nicht bereit ist, etwas mehr zu zahlen, wenn es CO2 einspart. Das hätte ich nicht damit gerechnet. Ja, also

Sandro Meyer [00:40:00]:
das heisst, man trifft am Anfang gewisse Annahmen, die man sich dann damit auseinandersetzen muss. Du warst ja eigentlich stolz, dass wir alles selber finanziert haben. Ja. Was natürlich ein bisschen... Und wenn ich das richtig verstanden habe, hast du auch in dieses Projekt einige Millionen investiert. Du hast, glaube ich, in einem anderen Interview mal gesagt, zwischen 20 und 100. Ja, das ist eine gute Zahl. Jedenfalls. Wie ist es jetzt für dich? Du hast aber auch gemerkt, dass sie mehr Geld brauchen. Ist das für dich schwierig, wenn du weisst, dass du auf andere Geldgeber zugehen musst? Und dann ein bisschen von dem Ganzen abgeben. Was geht in dieser Form, wenn man sich auf einmal die Strategie anpassen muss?

Wim Ouboter [00:40:56]:
Wir haben das besprochen und gesagt, dass wir unser gut laufendes Trottinengeschäft nicht auf eine Art gefährden wollen oder irgendwelche Partner einnehmen. Darum machen wir eine sogenannte Teilung der Firma. Das ist ein Splitting, das wir mit dem Steueramt in Trulling gemacht haben. Das ging alles gut. Wo man dann ein Trottinetschäft und ein Meistergeschäft trägt. Dann nehmen wir neue Investoren für das Autogeschäft rein und dann haben wir kein Problem, dass wir da andere Investoren haben, die mitreden. Nur nehmen wir natürlich Leute rein, die nicht einfach Geld bringen, sondern wir nennen das strategische Investoren. Ich war in Indien, da war jemand, der sehr interessiert war, mit uns mitzumachen. Eine ganz grosse Firma im Tuk-Tuk-Bereich, wo sich etwas anderes reinnehmen wollte. Jetzt waren wir in China, haben wir vier Fabriken angeschaut. Die haben bestehende Produktion. Sie suchen ein Fahrzeug, das sie produzieren können. Das ist eine ganz andere Ausgangslage. Ich muss sicher keine Fabrik mehr bauen. Die sind alle da und die Chance ist gross, dass man das wahrscheinlich in China machen kann. Aber dort wird natürlich dann ein Aktionär bei uns mit grösster Wahrscheinlichkeit ISTAS schon jemand vom chinesischen Staat. Weil die Fabriken gehören einfach dem chinesischen Staat. Das ist ein anderes System. Und da muss man damit leben können. Ich habe damit gelebt. Ich war sehr viel glücklicher Chines auf dieser Reise. Ich habe mit vielen gesprochen. Und was uns immer wieder fasziniert in China ist die Mentalität, so ein bisschen, today was a good day and tomorrow is gonna be a better day. Diese Grundeinstellung, diese Zuversicht, dass die Zukunft besser wird, das ist dort schon stark. Und ob es diese Gesichtserkennung gibt, und man weiss, wo sie überall waren, wann sie inzwischen einen Liter Milch kaufen, ist ihnen egal. Solange sie frei herumlaufen können.

Sandro Meyer [00:43:00]:
Zu welchem Zeitpunkt weiss man, ob... Weisst du, wie jetzt zum Beispiel mit dieser Fabrik in Turin. Zu welchem Zeitpunkt weisst du, okay gut, das war ein Investment, den ich jetzt einfach schlucken muss und jetzt muss ich etwas anderes machen oder ich drücke es noch durch oder ich versuche noch weiter...

Wim Ouboter [00:43:22]:
Nein, Nein, wir haben einen klaren Plan, dass wir das weiter machen

Sandro Meyer [00:43:25]:
wollen.

Wim Ouboter [00:43:26]:
Aber wir müssen es einfach justieren. Mit China wird es Möglichkeiten geben, weil die Produzenten noch ein anderes Fahrzeug im Kleintransportbereich, elektrisch. Die sind interessiert daran, eine sogenannte Montage zu haben, Endmontage in Europa. Und da können wir zum Beispiel unsere Fabrik für das anbieten. Also das gibt es etwas. Das zweite ist, wir haben andere Versionen gemacht, Limited Edition, das eine ist, man nennt das Piaccina, der hat ja keine Scheiben auf der Seite. Dann haben wir ein neues, was wir im Januar vorstellen werden, das ist ein Spider, wo man seitlich einsteigen kann, Also nicht vorne über die Fronttür, die man öffnet, sondern es hat auf der Seite einfach einen Ausschnitt. Das ist dann eigentlich so ein Golf-Car. Und das ist dann vor allem für die amerikanische Märkte, weil das ein grosser Golf-Car-Märkt ist. Und da gehören wir noch nicht unter die grossen Importsteuern, haben bis jetzt also Importzölle, weil es ein Golf-Car ist. Und von dort her können wir wahrscheinlich alleine Italien für den Markt Amerika beschäftigen. Aber das braucht jetzt im Moment. Wir sind jetzt an der Homologation für die USA, weil es ist eine spezielle, es ist einfach eine andere Homologation, als wir das in Europa haben. Und so sehen wir schon die Möglichkeit, das weiter zu machen. Aber im Moment muss man einfach ein bisschen vorsichtig sein. Man muss jetzt nicht einfach auf das Grad wohl heraus produzieren, sondern Der Markt ist schwierig. Das hat man gesehen. Die Fabrikschliessungen von VE und anderen werden noch kommen. Jetzt ist gerade KTM, die vor zwei Wochen einen Konkurs ging, immer der grösste TÜV-Hersteller in Europa. Wir sind in einem ähnlichen Bereich. Wir haben ein Fahrzeug, das man nicht unbedingt haben

Sandro Meyer [00:45:11]:
muss.

Wim Ouboter [00:45:12]:
Aber es ist schon noch cool zu haben. Viele haben das als zweites oder drittes Fahrzeug. In so einer unsicheren Zeit ist es dann natürlich halt dann schon schwieriger. KTM hat es nicht geschafft und sind in Insolvenz gegangen. Obwohl, man hat es schon gesehen, das ist der grösste Motorradhersteller. Wir wollen jetzt einfach da ein bisschen vorsichtig sein, auf kleinerem Feuerkocher, das durchzubringen und zusätzlich mit Partnern ist das möglich. Wir hoffen natürlich noch stark, also nächste Woche kommt Frau Meloni auf unseren Brief über, dass sie sich bitte das zu Herzen nimmt. Wir kreieren jetzt gerade den nächsten Bella Figura von Italien. Vorher gab es Cinquecento, dann kam die Vespa und jetzt kommen wir mit dem Microlino, das in Italien produziert wird. Da müssen wir uns schon etwas mehr unterstützen, denn im Moment ist das Gegenteil der Fall. Es ist zum Beispiel mit der Mehrwertsteuer, weil wir ein Start-up sind, trauen sie uns nicht. Und das Geld, das wir vom Staat zu gut haben, da müssen wir eine Bankgarantie bringen von einer italienischen Bank, die ist drei Jahre gültig und erst dann zahlen sie unsere Mehrwertsteuer zurück, was unser Guthaben ist und können aber jederzeit, wenn sie einen Fehler finden, zu dieser italienischen Bank gehen und das wieder rückgängig machen. Und ja, diese Bankgarantie muss ich natürlich finanzieren. Da musst du dir vorstellen, da musst du der Bank eine Sicherheit geben. Also ich habe einfach nur noch Zusatzfinanzierung. Das ist natürlich das Gegenteil von Fördergeldern. Und das ist schon ein Umfeld, der sehr, sehr schwierig ist.

Sandro Meyer [00:46:53]:
Ist das auch ein Unterschied, den du jetzt bemerkst? Wenn ich dir das jetzt ein bisschen zuhöre, dann habe ich fast ein bisschen das Gefühl, dass in Europa der Unternehmertum nicht unbedingt gefördert wird im gleichen Ausmass wie im Ausland. Wie das vielleicht im Ausland, in anderen Ländern der Fall ist?

Wim Ouboter [00:47:21]:
Oder wie würdest du das beschreiben? Also genau wie du das sagst. Der Unternehmen wird eigentlich nicht wirklich mit offenen Händen empfangen. In der Schweiz ist zumindest der Tonfall mit den Behörden sehr ansteigend. Ich erlebe hier ein Nightmare in Deutschland. Wenn man dort mal mit den Zollbehörden zuhört, das ist unglaublich. Das Gleiche ist in Italien mit der Mehrwertsteuer. Das ist überhaupt nicht förderlich. Man ist schon fast ein Verbrecher, dass man sich selbstständig macht. Von daher müsste die Unternehmenskultur bei den Regierungen wesentlich mehr gefördert werden. Am Schluss haben wir nur noch Beamte, die arbeiten. Statistisch ist es eine Frühpensionierung. Nummer eins ist die UBS. Danach kommen die Beamten. Und die Beamten verdienen auch mehr als jemand in der Privatwirtschaft. Dort werden uns auch Fachkräfte weggenommen. Es ist nicht einfach für einen Unternehmer. Man muss sich schon gut überlegen, ob man diesen steinigen Weg geht oder nicht einfach eine ruhige Kugel schieben will. Weniger verdienen, aber auch weniger Risiko haben. Das muss jeder für sich selber entscheiden.

Sandro Meyer [00:48:36]:
Ja, das stimmt. Auf eine Art wollen wir ja eigentlich als Schweiz, aber auch als Standard, sagen wir es in der EU, Europa, als Ganzes, das Unternehmertum fördern und schaue, dass wir wettbewerbsfähig bleiben. Wo würdest du ansetzen, wenn du mit Politiker oder Politikerin redest? Im Vergleich, Wenn du aus China zurückkommst und sagst, heute ist es super und morgen wird es besser, klingt das nicht nach dem Spruch der EU. Es ist mehr so, mal schauen und morgen wird es nicht mehr so gut wie heute. Wir müssen sparen. Wie würdest du das einordnen und was würdest du gerne den Politikern sagen? Jetzt aus deiner Sicht als Macher.

Wim Ouboter [00:49:28]:
Ja, sie müssen jetzt mal aus dem Gärtli rauskommen und auf China gehen. Dort aber wirklich bei der Industrie sein, mit den Leuten sprechen und sehen, dass eine ganz andere Geschwindigkeit abgeht. Und man ist da viel unterstützender für Start-ups, weil man eben weiss, das ist der zukünftige Wohlstand, den man jetzt kreiert. Und bei uns ist es ein bisschen so, es gab auch ein Beispiel mit der Bewertung von einem Start-up, wenn sie das erste Mal einen Investoren rundherum macht, dass nachher dann diese Firma so bewertet ist, dass der Gründer schon fast ein grosses Salär auszahlen muss, damit er überhaupt Vermögenssteuer zahlen kann. Ich habe das auch erlebt. Da ist man wirklich nicht förderlich. Ich habe einfach Angst, dass die einen sagen, ich mache lieber den Firmen einmal an, die nicht mehr unterstützt werden. Wie es normale Steuerflüchtlinge gibt, gibt es vielleicht auch mehr und mehr Unternehmerflüchtlinge, die lieber auch mit anderen hergehen. Es ist in Frankreich auch schwierig, Es ist in Italien schwierig. In der Schweiz ist es nicht für alle Industrie gut, aber in der Schweiz ist es für in Europa immer noch ein Paradies. Für in Europa im Vergleich.

Sandro Meyer [00:50:45]:
Ich finde es wahnsinnig, dass jemand wie du, der ein Risiko eingehen möchte und sagen möchte, dass er in Europa produziert, am Ende muss sagen, dass er den Support nicht hat. Und ich muss nachher, Wir wollen ein cooles Produkt auf den Markt bringen, vielleicht ist die Markenökonomie gerade nicht so einfach, das heisst ich muss ein bisschen diversifizieren. Dass es auch mit Risikokapital in Europa möglich ist, beziehungsweise mit den Kapazitäten, ich weiss nicht, was alles die Faktoren sind, dass du eigentlich nach Indien oder China gehst und dort so, ah ja, super. Also der Weg ist halt ein bisschen anders. Und ich finde es eine Wahnsinns- Man wird ja manchmal ein bisschen verteufelt, oder du gehst nach China oder nach Indien. Aber auf der anderen Seite ist das nicht das erste Mal, dass man diese Story ein bisschen hört. Wenn natürlich aus unternehmerischer Sicht, du bist so, ach ja, dort wirst du mit offenen Armen empfangen und bei uns wirst du Bürokratie in den Weg gestellt, dann versteht man ja diesen Weg schon.

Wim Ouboter [00:51:54]:
Man versteht es aus diesem Grund noch viel weniger, wenn es darum geht, einen Nagellack für Männer in der Schweiz produzieren wollen. Da könnte man noch sagen von der Regierung, das braucht sie nicht unbedingt. Den müssen wir jetzt nicht verwenden. Nicht gegen Nagellack, gegen Männer, aber einfach mal als Beispiel. Wir haben wirklich die Lösung für die CO2-Reduktion in der Mobilität. Und zwar massiv. Jetzt haben wir nochmals etwas und zwar Feinstaub. Die Leute wissen gar nicht was der Feinstaub ist, aber von diesen Elektroautos mit der, also ich muss es an Tesla sagen, die wirklich eine unglaubliche Motoranleistung haben, Da bleibt so viel Gummi auf der Strasse liegen. Das ist wahrscheinlich die schlimmste Verschmutzung, die wir haben. Nämlich der Pneuabrieb. Wir haben das nicht. Wir haben ein kleines Auto. Es braucht wenig Platz, es braucht weniger Ressourcen bei der Herstellung. Es ist leise. Wir lösen eigentlich all diese Probleme für die kurze Strecke. Man weiss, Die Durchschnittsstrecke, die in Europa gefahren wird, ist 30km. Die Durchschnittsgeschwindigkeit ist 35km. Durchschnittlich 1, 2 Personen im Auto. Pro Fahrt? Nein, das ist Pro Tag. Das würde ich völlig vollkommen und was ich damit sagen möchte ist, wir haben eigentlich eine Lösung und die Regierung sagt, das ist eigentlich gut und Das sollte man unterstützen. Jetzt der mit dem Nagellack, ja, den muss man vielleicht nicht, oder? Aber

Sandro Meyer [00:53:19]:
uns müsste man unterstützen. Oder irgendeine App, ein neues App oder so.

Wim Ouboter [00:53:23]:
Und in China ist es so, dass sie dort gesagt haben, und darum, ich kann ja nur von der Mobilität reden, die haben gesagt, wir wollen einen Elektro-Lieferwagen machen, wir wollen Elektrobüsse machen, Elektroautos machen und das wird dann gemacht. Und ich bin wirklich, ich bin also drei Fabriken, also erstens vier Fabriken angeschaut. Und es sind nagelnagelneue Fabriken, die für Elektro-Busse gemacht wurden. Weil sie das machen wollen. Und Dort wird der rote Teppich ausgerollt. Am Abendessen, als ich mit meinem Sohn in die Orche gegangen bin, waren wir von sieben Regierungsbeamten in den höchsten Stufen. Mit dem Stadtpräsidenten einer Stadt von 12 Mio. Leuten wurden wir empfangen. Diese Willkommenskultur hat der Kunde. Sie sind aber auch bereit, mit der Idee, die wir haben. Das ist natürlich ganz etwas anderes.

Sandro Meyer [00:54:16]:
Ja, ja, ja. Ist es dann jetzt aussehendlich, wenn du gesagt hast, mit dieser Diversifizierung, ich fand das extrem spannend, auf der einen Seite haben wir jetzt die offenen Autos gemacht, wo die Beachcars in Italien sind, dann haben wir so ein bisschen die Golfkarts, das heisst, sie gehen jetzt auch in die Nischen, die Zeit zu überbrücken, bis ihr in den Städten gross werden könnt. Genau, absolut richtig.

Wim Ouboter [00:54:47]:
Wir haben auch eine Kritik für unser Auto erhalten, dass nicht jeder mit dieser Fronttür einsteigen kann, man muss ein wenig sportlich unterwegs sein, was ist, wenn einer zugepackt ist. Dann haben wir auch das angeschaut und gesagt, jetzt schauen wir, ob wir ein Auto entwickeln können, das genau aussieht wie Michaelina. Wir machen ganz einfache Seitenteile. Einen Fehler, den wir noch gemacht haben, müssen wir korrigieren. Der Radabstand hinten ist schmaler als vorne. Wir wussten nicht, dass es ein riesiges Problem in der Logistik gibt. Jeden Autotransporter muss man umbauen, damit man darauf fahren kann. Das ist natürlich ein Nightmare. Es gibt einen neuen Michaelina, wir nennen das Seite-Türe. Den werden wir nur in China herstellen. Wir sind schon sehr weit in der Entwicklung. Wir haben auch 70% Carry-Over-Parts, also Motor, Getriebe, Federungen etc. Das ist alles schon da, damit wir relativ schnell sind. Ich glaube wir werden wahrscheinlich eine Entwicklungszeit haben, bis wir anfangen zu produzieren, wahrscheinlich vor etwa eineinhalb Jahren. Da sind wir wirklich rekordmässig unterwegs. Und wir haben eine ganze Armada von Ingenieuren in China, die jetzt gerade nichts zu tun haben, weil sie jetzt alle diese Autos entwickelt haben. Also es braucht jetzt nicht nochmals ein neues, normales Elektroauto, im Moment gerade in China, weil das ist ziemlich ein Blutbad, was dort jetzt abgeht mit den Elektroautos und den Preisen. Und Wir sind ja nicht einfach ein normales Elektrorad, wir sind etwas Neues. Das haben die wirklich verstanden. Das werden wir wahrscheinlich relativ schnell sein. Es wird sie Seite teuren, A. B. Wird es hinten gleiche Radabstand wie vorne. Und natürlich braucht es auch keine Sitzbanken mehr, dann machen wir halt die Einzelsitze.

Sandro Meyer [00:56:37]:
Und wie siehst du die Zeitachsen der Zukunft für die Kleinwäge, die Originalvision, dass das wirklich als Transportmittel massentauglich wird? Originalvision, dass das als Transportmittel massentauglich

Wim Ouboter [00:56:51]:
wird. Da bin ich überzeugt, dass es kommen wird. Ich habe auch in China mit den Leuten gesprochen, jetzt sind alle SUV, Sedans, viel zu grosse Autos. Und da ist jetzt ein richtiges Problem mit dem Parkieren in diesen grossen Städten. Und das wird kommen. Und wenn man dann auch noch sagt, die Lebens- und Luftqualität in diesen Städten ist auch wichtig, dann braucht es eben auch Autos, die noch ein bisschen weniger Leistung haben. Und wie gesagt, eineinhalb Leute im Schnitt sind drin. Von mir aus könnten es 1, 8 sein, also wir haben Platz für zwei. Und da können wir noch einen grossen Teil abdecken. Ich glaube, das wird kommen. Man muss vielleicht noch sagen, in China gibt es den grössten Hersteller, also bezüglich Stückzahlen, den er produziert, ist Wuling. Der macht eine halbe Million. Sieht aus wie ein kleiner Elefantenschuh. Aber es zeigt, dass das Bedürfnis in China bereits da ist. Eine halbe Million von diesem kleinen Elektroauto. Und sicher auch wegen des Preises. Wir wissen, wenn wir in China sind, werden wir wahrscheinlich in der Herstellung 40% günstiger sein. Und das macht halt schon viel aus. Und am Schluss, wie du schon gesagt hast, der Preis ist einfach das Allerwichtigste. Und wir haben ja auch gesagt, Handmade in Italien, oder? Nicht einmal der Italiener interessiert. Das ist ein bisschen eine Enttäuschung.

Sandro Meyer [00:58:13]:
Ja, ja, ja. Gut, wir sind natürlich dann auch irgendwann so... Wir hatten den Jens Jung da, von John Baker. Mit Brot und so. Das Brot kannst du für 3 Franken kaufen. Bei ihm ist es 6 bis 8. Ich glaube, dort geht es noch. Genau, da

Wim Ouboter [00:58:33]:
bist du in einem anderen Preis-Dings. Aber da ist es schon, ob du auf 15 zahlst oder 20, das ist schon etwas. Und dann musst du erklären, dass es unsere Löhne sind und alles mehr ist. Es kommt doch auch eine Drogerei von Deutschland, die sagt, sie sei teurer als in Deutschland, weil die Kosten in der Schweiz teurer sind. Wenn man es mit der Schweiz vergleicht mit China, ist es einfach so. Da muss nicht einmal gewaltige Förderung sein. Wenn wir jetzt noch eine richtige Förderung bekommen, dann sind wir wahrscheinlich, der Skale zählt, 70%, vom Preis, den wir hier in Italien herstellen.

Sandro Meyer [00:59:11]:
Sind ihr nachher, wenn die eigentlich auch Distribution, also die Wägen, die ihr wirklich verkauft, dann im chinesischen und indischen Markt anzudecken?

Wim Ouboter [00:59:22]:
Wir machen das dann mit Partnern zusammen. Also in China gibt es Leute, die da spezialisiert sind, die das machen können. Da werden wir es natürlich so zusammen schaffen. Und in Indien, da haben wir wie gesagt sehr gute Kontakte. Dort ist in einem ersten Schritt, wenn sie einfach mal ein sogenanntes CKD nennt sich das, dass man also ein Auto im Bausatz liefert, damit der Import von China nach Indien nicht so hoch ist. Dann baut man es dort zusammen. Und in einem zweiten Schritt sagt man, dass es läuft. In Indien ist man noch nicht ganz so weit mit einem kleinen Auto. Es gab mal den Nano. Der war der Zeit voraus. Ein kleines, einfaches Elektroauto. Er war zwar kein Verbrenner, aber wirklich sehr günstig. Da war man einfach der Loser, wenn man mit dem herumgefahren ist. Darum war das nicht Erfolg. Es ist wichtig, dass das Marketing gut ist. In Italien hat man ein Ausdruck, das heisst Bella figura. Wenn man aus der Micro-Rena aussteigt, dann ist es einfach Bella figura, dann ist man etwas. Darum haben wir auch den ersten Kunden, den wir in Italien hatten, der CEO von Gucci, der CEO von Rolex, hat schon drei Autos gekauft. Also wir haben schon den, ich sage jetzt mal den Sex Appeal, dass wir nicht einfach ein billiges Auto sind, für das sich kein anderes leisten kann. Wir haben auch viele, die Autosammlungen haben, also viele Autos in der Garage, auch schöne Sportwagen. Und die, die den Mike Leuner haben, die sagen, das ist einfach praktisch. Und am Schluss sagen sie, ich fahre 70% nur mit dem McLaren. Also ich glaube die Chance ist da, aber es braucht einfach noch ein bisschen Zeit.

Sandro Meyer [01:00:52]:
Und die überbrücken zum Teil immer noch mit der so B2B Geschichte, oder zum Teil auch wenn es kleinere Dings sind, aber das hat ja schon auch etwas für, tut auch etwas für die Visibilität. Mit Swiss zum Beispiel habt ihr da ein paar Wagen verkauft. Genau. Und dann kurvt ihr sie auf dem Pera. Gibt es noch weitere solche Partnerschaften?

Wim Ouboter [01:01:14]:
Ja, wir sind immer noch etwas Interessantes zu diskutieren. Ich kann den Namen nicht nennen, aber mit einer Automobilmarke, die sehr teure, grosse, schnelle Autos macht. Und die finden es witzig, wenn wir eine Version für sie machen könnten. Das bringt uns natürlich gleich wieder in eine andere Liga. Also ein Auto, das sonst gegen 300'000 Franken kostet, und bei denen kannst du noch einen MicroLino kaufen, ist natürlich gut für uns. Wir wollen es auch noch fähig machen, wir wollen es machen, dass es cool ist. Und dass wir wirklich dann, wenn wir genügend Outdoor-Dosen haben, dass wir sehen, dass die Leute es verstehen. Was ist unsere Vision? Warum macht das Spass? Aber das kannst du nicht erklären. Ich habe da so einen Spruch, den darf man eigentlich nicht laut sagen, aber ich sage es trotzdem. Das Verständnis zu machen, wenn man jetzt müsste... Es ist wie ein Orgasmus. Soll ich weitermachen? Das kannst du nicht erklären. Das musst du erleben. Und mit dem MyCrolino fahren, das kannst du nicht erklären. Du musst ihn aber nicht eine halbe Stunde fahren, du musst ihn eine Woche lang fahren, in deinem normalen Ablauf. Dann merkst du, ich habe gar nichts anderes. Wir haben Kunden, Frauen hier aus Italien, die hatten einen Minigooper, hat jetzt ein MyCrolino bekommen, und sie fahren ihren Minigooper rüber. Und dann haben wir sie gefragt, was ist? Ja, das ist viel zu gross. Ich habe jedes Mal ein Go-Kart-Feeling. Sie hat erklärt, warum das völlig reicht und sie richtig den Blauschen damit, weil es ein völlig anderes Fahrverhalten ist. Also das Fahrgefühl. Das Fahrgefühl, es ist wie in einem Go-Kart fahren. Ja. Und dann sind es die kleinsten Strecken, wie in einer kleinen Rennstrecke.

Sandro Meyer [01:03:01]:
Und das Problem da eigentlich wieder, wenn ich jetzt schaue, was mir Olivier Bernhardt erzählt hat von Onn, er spricht auch von Laufschuhgefühl, aber dort hätte er natürlich sagen können, schau hier sind die Schuhe, renn mal.

Wim Ouboter [01:03:15]:
Und da ist

Sandro Meyer [01:03:15]:
es ja wieder bei einem Auto ein bisschen schwieriger, man kann ja nicht einfach sagen, nimm mal das Auto nach Hause und schau mal, ah, hat es Gail. Das ist

Wim Ouboter [01:03:22]:
ein gutes Beispiel, was du sagst, weil Beim Trottinett war es so, dass man das Trottinett geben konnte. Nach 5 Minuten hat es geklickt. Das ist aber cool. Bei einem Auto braucht es mehr Zeit. Wir müssen viel mehr Fahrzeuge auf die Strasse kriegen, damit es funktioniert. Wir haben dann auch noch das andere gesagt, ja, könnte ja auch unsere Regierung vielleicht mal überlegen, braucht es nicht auch so kleine Fahrzeuge? Dann haben wir die kontaktiert, das ist die Arma Suisse, die die Fahrzeugbeschaffung macht. Und dann haben sie gesagt, ja, das haben wir gar nicht auf dem Radar, diese Fahrzeugklasse. Ja, dann nehmen wir es auf den Radar. Ja... Also reden wir jetzt an mehr? Nein, das ist einfach Beschaffung für Staatsbetriebe. Das läuft eigentlich über die Armatsphäre. Und dann sagt man, das haben wir nicht drauf. Dann müsste man es draufnehmen, aber das geht dann. Die Evaluation geht dann. Ich weiss nicht, vielleicht sind es zwei. Das ist dann schade. Wenn man sagt, wir haben es bewiesen, wir haben klare CO2-Einsparungen, sind sonst auch zufriedene Kunden,

Sandro Meyer [01:04:25]:
statt dass

Wim Ouboter [01:04:25]:
sie einen VW Up oder was, einen Kleinwagen, dann geht es gut. Für ein Gemeindeseat als Beispiel, Also Gemeinde, ich sage jetzt Küsnacht, weil ich meine, die fahren höchst selten auf St. Moritz mit dem Gemeindewagen. Und wahrscheinlich kaum bis auf Rapperswil. Und von dort her würde es für viele Gemeinden wirklich reichen. Und ja, Es ist halt das Nichtwollenkönnen. Es ist schade. Wir hätten uns ein bisschen mehr Unterstützung erhofft. Auch von der Regierung. Für den Mut, den wir hatten. Man kann sagen, den Mut, den wir hatten, ein bisschen mehr Unterstützung, die Starthilfe zu machen, wie das damals bei der Photovoltaik in Deutschland war. Wenn das ohne die Fördergelder wäre, wäre das nie gekommen. Das war noch so extrem, dass es eigentlich die beste Investitionsmöglichkeit war, auf 15 Jahre gerechnet, für einen Einzelnen, wenn er sich einen Voltovoltaik aufs Dach hat. Dann hat er klar gewusst, was kommt rüber von der Regierung pro Kilowatt. Und man hätte recht, wie viel Leistung gibt es an einer Anlage. Also, da musstest du ja sagen. Aber es ging nur wegen der Subventionierung.

Sandro Meyer [01:05:42]:
Eben, da hat der Staat eigentlich schon noch viel Macht.

Wim Ouboter [01:05:45]:
Und Das muss er halt etwas machen. Ich gehe nochmals zurück mit den Steuern. Wenn man einfach sagt, du sparst so viel CO2 wie du Lust hast, dann passiert gar nichts. Und es ist gleich wie mit den Steuern, man muss viel mehr sagen, So muss es laufen, sonst kommen wir nicht auf den grünen Zweig.

Sandro Meyer [01:06:03]:
Wenn wir, manchmal sagt man, einen Left Turn machen von hier, was hast du von deinen Söhnen Oliver und Merlin gelernt? Du arbeitest jetzt 10 Jahre mit ihnen zusammen.

Wim Ouboter [01:06:17]:
Ja, ich habe vieles gelernt. Ich meine, IT-mässig sind sie natürlich viel besser unterwegs. Ich finde, sie haben auch, dass sie ihnen eigentlich gleich, was andere Leute über sie denken. Ich bin da noch ein bisschen anders. Ich wollte, dass die Leute gut denken. Das kommt vielleicht von meiner Lega Stenino, dass ich ein bisschen einen Chip an der Schulter habe. Dass auch, dass sie die Offenheit, die Abenteuerlust, etwas Neues zu machen und auch bereit sind, auch da wirklich Leistung zu bringen. Also sicher sechs Tage in der Woche zu arbeiten. Nein, es war super und dass man auch mal zwischendurch sagen muss, ja okay, dann machen wir es so, wie ihr es wollt, weil

Sandro Meyer [01:07:05]:
das sind

Wim Ouboter [01:07:06]:
ja nicht mehr hin 2 gegen 1. Da musste ich schon ein

Sandro Meyer [01:07:10]:
paar Mal eingehen. Wir hatten schon ein paar Leute mit Family Businesses, die enorme Schwierigkeiten hatten, die nächste Generation einzubringen. Wie war das für dich die letzten 10 Jahre? Wie alt waren deine Kinder, als das angefangen hat?

Wim Ouboter [01:07:33]:
Beide haben nach der Matur ein Zwischenjahr gemacht. Dann haben sie hier gearbeitet. Dann hat Merlin, der Jüngere, der ist jetzt 29, der hat dann ein Jahr gemacht. Dann haben wir gleich mit dem Mike Rolina angefangen. Dann hat er gesagt, ich kann ja noch ein Jahr anhängen, es ist so spannend jetzt. Dann hat er gesagt, ja, aber du gehst noch studieren. Du machst noch ein bisschen. Ja, ja, ich mache noch ein bisschen weiter. Dann hat er noch ein Jahr angehängt und Dann hat er angefangen zu studieren. Nach einem halben Jahr hat der Bruder gesagt, du kannst wiederkommen, wenn es losgeht. Ich brauche dich jetzt. Das war natürlich schön für mich, zusammen das zu machen. Wenn man es nur mit einem 3 Jahre lang intensiv gemacht hätte, wäre das irgendwie... So ist es eigentlich gut gegangen. Ich finde auch, dass sie untereinander eine gute Kultur haben, dass man einfach Respekt hat, dass man nicht mal anderen dreiretzt. Und vor allem, wenn es mal hart auf hart geht, dass man sagt, Am nächsten Tag ist es wieder vergessen. Es ist kein Nachträger. Für mich war es die schönste Zeit, muss ich sagen, mit ihnen das zu machen. Darum sage ich, was ich in den letzten 10 Jahren hatte, das ist priceless. Das ist nicht ein Return on Money, aber ein Return on a lot of other things, was das Leben ausmachen.

Sandro Meyer [01:08:49]:
Im Normalfall wollen wahrscheinlich 20-Jährige, nicht viel mit dem Vater umherziehen. Ich habe irgendwo gelesen, dass wir sogar eine WG hatten. Nein, wir haben immer noch eine WG.

Wim Ouboter [01:09:06]:
In Turin haben wir eine Wohnung. Gut, wir müssen ja nie kochen, weil wir haben in Turin eine 10 Minuten Walking Distance, eine 50 Minuten Restaurant. Aber nein, es ist wirklich so ein bisschen wie eine WG. Das ist wahr. Auch jetzt, als ich mit meinem Sohn reisen ging, haben wir ein Zimmer geteilt. Ich kann den Franken umdrehen.

Sandro Meyer [01:09:27]:
Es sind auch Erfahrungen, die man sonst nicht machen kann.

Wim Ouboter [01:09:32]:
Aber jetzt kommt die Zeit, wo ich jetzt mitmache. Sie sind für mich gestanden im Anhelm mit einer höheren Erfahrung, die normalerweise jemand mit 40 fängt, die Erfahrung, die sie jetzt schon haben. Ich muss sie nicht mehr bei der Hammer, gar nicht. Aber ich hoffe, dass ich noch ein bisschen dabei bin. Im Mai werde ich dann pensioniert. Und Es muss sehr anständig sein, dass ich noch mitmachen darf.

Sandro Meyer [01:09:57]:
Was hat dazu beigetragen, dass sie dabei sein wollten und dass sie auch nach zehn Jahren noch dabei sein wollen.

Wim Ouboter [01:10:07]:
Das Projekt ist dermassen interessant, ist dermassen spannend. Wir kreieren ein neues Fahrzeug, wir gehen auf einen Markt, Wir kreieren einen neuen Markt mit einem neuen Produkt. Wir haben auch die Auszeichnung erhalten. Sie sind ja beides mal vom Forbes 30 under 30 geworden. Was auch für mich fast noch besser ist als für sie. Nein, das ist eine einmalige Chance. Aber die Idee war wegen des Auto-Projekts. Für das Trottinengeschäft hätte ich sie nicht gebraucht. Aber ich wollte sie mit einem neuen Projekt einbringen. Und das ist mir schon gelungen.

Sandro Meyer [01:10:46]:
Weil die Neugarde immer etwas reissen will. Ich erinnere mich, wie Rolf Hiltl auf dem Podcast erzählt hat, das Erste, was er gemacht hat, war Alkohol im Hüttel. Nach fast 100 Jahren keinem Alkohol, war es das Erste, was er gemacht hat. Das war ein guter Move. Schöne Marge. Genau, das heisst, man wollte ja schon etwas verändern. Du hast ihnen die Chance gegeben von Anfang an, dass sie ihren eigenen Stempel machen.

Wim Ouboter [01:11:16]:
Ja. Was bei ihnen noch war, ist, dass sich die ganze Automotive-Industrie in diesem Agenturmodell geändert hat. Wo man... Was heisst das? Das heisst, man verkauft direkt am Kunden und der Garagist bekommt nur noch die Kommission über für die Auslieferung. Das war eine völlig neue Sache und alles Internet-Driven. Das machen wir noch in der Schweiz zusammen mit AMAG. Das ist okay, aber in anderen Ländern hat es nicht funktioniert. Da muss man wirklich ein ganz klassisches Distributoren-Modell haben, wo ein Garagist das Auto kauft und Dann hat er einen Druck und muss es verkaufen. Sonst ist es ja nicht ihm. Sonst passiert einfach nichts. Das mussten wir lernen, dass nicht alle modernen, jungen Ideen das unbedingt funktionieren. Aber dann musste man auch gegenstimmen und sagen, das sei Learning, das müssen wir ändern.

Sandro Meyer [01:12:07]:
Du hast immer wieder gesagt, aber die Leute, die dich interviewten, haben dich nie so richtig nachgefragt. Wenn die Leute dich fragten, wieso deine Stärken sind, hast du immer gesagt, das erste, was du immer gesagt hast, ist positive thinking. Das zweite ist der Umgang mit Leuten bzw. Erkennen, wer etwas für die Projekte umsetzen kann. Und Das Dritte war, dass du immer geschaut hast, dass es gut finanziert ist. Wenn wir aufs Erste zugehen, kannst du das Positive Thinking in deinen eigenen Worten ein bisschen umschreiben? Oder vielleicht in einer Geschichte, in der du weisst, dass es wichtig war für dich?

Wim Ouboter [01:12:54]:
Wenn gewisse Dinge passieren, die negativ sind, die man nicht ändern kann, muss man schauen, dass man nicht zu viel daran studiert. Es gibt nur Negativ. Ich gebe ein Beispiel. Als wir die Trottine nicht mehr verkaufen durften, sind die Schiffe nach wie vor in den Container gekommen. Ich hatte ca. 150'000 Trottine im Hochregallager. 150'000? Das ist richtig viel. Das sind etwa 10 Millionen Warenwert. Wenn man das Hochregallager anschaut und sieht, wie viele es gibt, Und man weiss, man verkauft momentan pro Woche in ganz Europa vielleicht etwa 10 Trottinets. Dann weiss man, da haben wir einen Riesenwisch gemacht. Und dann habe ich mich selber geschützt und habe gesagt, ich gehe nie in das Lager schauen. Weil das Bild, das wäre hängen geblieben und das hätte mich schlaflos hinein. Also ich habe mich geweigert, diese Lagerhalle anzuschauen. Und was ich damit auch ein bisschen sagen will, ist, manchmal muss man halt diese negative Nachrichten, die man nicht ändern kann, ausblenden und sich auf etwas Positives konzentrieren. So hatte ich ein paar Mal einen Fall, wo man dann Es ist nicht die Vogelstrass-Methode. Das ist schon passiert. Aber du kannst es nicht ändern. Ich muss gar nicht daran denken. Sie sind dann im Lager. Ja, und Ich glaube schon, dass Power of Positive Thinking gut ist. Es gibt Leute, die gerne lästern, negativ reden. Nein, ich diskutiere gerne positive Dinge und rede darüber. Das gibt auch eine bessere Energie. Ich glaube wirklich stark daran. Ist es manchmal auch ein bisschen ein Durchhalten? Das sowieso. Man muss natürlich den Ring runter ausheckeln. Man muss das schon durchstehen und Lösungen suchen und Dinge machen. Das andere ist für mich auch immer Kooperationen finden. Das haben ja viele gemacht. Das haben wir immer gemacht mit Kooperationen. Ich meine auch der Hersteller war es so. Jetzt eine in Italien mit der Produktion. Da haben wir auch eine Kooperation mit jemanden gehabt, der schon lange in der Automobilindustrie ist, der uns helfen konnte, die Konstruktion und auch den Body in White, also die Karosserie bauen, die machen wir nicht selbst, die kaufen wir ein. Und das ist schon gut. Und jetzt der nächste Schritt wird wahrscheinlich China sein, wo wir einen haben, wo wir einen Ingenieur haben, der eine bestehende Fabrik hat, der eigentlich lächelnd nach einem Produkt sucht, das man in dieser bestehenden Fabrik produzieren kann. Das heisst... Das ist auch eine Win-Win-Situation?

Sandro Meyer [01:15:42]:
Ja, genau, es ist also die Win-Win-Situation zu kreieren.

Wim Ouboter [01:15:46]:
Mit «n», nicht mit «m». Ja.

Sandro Meyer [01:15:49]:
Ich bin mal höher. Mit meinem Situations. Das ist gut. Ich meine, schlussendlich, viele schauen sich recht so protective vor ihren Sachen. Und Zum Teil könnte man auch sagen, du arbeitest mit Mitbewerbern zusammen. Schon fast, wenn man mit anderen Automarken spricht usw. Das könnte man theoretisch von aussen sagen. Aber du bist schon eher offen.

Wim Ouboter [01:16:11]:
Auch mit einem Mitbewerber. Ich kann es nicht sagen im Date, aber wir haben einen Mitbewerber, mit dem wir jetzt wahrscheinlich zusammenarbeiten. Wir können zusammen mehr bewirken, als wenn jeder für sich etwas macht. Und das ist halt auch das Offensein. Ich glaube schon daran, dass man in einem Konstrukt, in dem jeder seine Stärken hat und jeder kann sein Gewinn daraus herausnehmen, dass man da mehr erreichen kann, als wenn man einfach für sich selbst arbeitet.

Sandro Meyer [01:16:47]:
Zum Schluss des Podcasts darf der Gast immer eine Challenge stellen an die Leute, die zuschauen und zuhören. Es kann etwas Kleines sein, etwas Grösseres. Fällt dir etwas ein, das du den Leuten als Challenge mit auf den Weg geben würdest?

Wim Ouboter [01:17:12]:
Etwas ganz Einfaches. Nehmt euren Bürostuhl, dreht ihn weg und sitzt auf dem Gymnastikball. Dort gibt es Leder und schönen Stoff. Und ich werde sehen, euer Arbeitsplatz wird sich schnell verändern. Weil man dynamisch ist. Ist das empfehlenswert? Ja, weil man ist zum Beispiel hier nicht gleich gut, wenn man da an einem Zoom-Call ist, aber das Sitzen auf diesem dynamischen Ball, das ist wirklich ein Tipp, den kann ich noch weitergeben. Ich sitze sicher seit acht Jahren nur auf so einer Bühne. Ich habe auch seitdem keinen Rücken mehr. Lange der Tipp.

Sandro Meyer [01:17:54]:
Nein, und auch sehr umsetzbar. Können wir vielleicht auch noch einen Tipp Für Leute, die eine Idee haben wie du, oder sie sehen einen Markt und sind wow das. Und sind vielleicht sogar beim Punkt, wo sie einen kleinen Prototyp haben, sei es jetzt etwas physisches oder eine App. Ich habe das Gefühl, dass sehr viele Leute dort sind. Was würdest du Leuten mit auf den Weg geben, wenn man bei diesem Zeitpunkt ist? Du hast es vorhin auch gesagt, es sind oft diejenigen, die immer bleiben. Was trennt das Spreu vom Weizen?

Wim Ouboter [01:18:41]:
Man muss sicher rausgehen, mit anderen Leuten sprechen, man muss Kritik wahrnehmen, man muss an Messen gehen, wenn es jetzt Produkt zum Laufen gibt. Es gibt schon so viele Messen, wo man den Horizont nicht verloren kann. Macht man etwas am Markt vorbei, man muss Konkurrenzanalysen machen und man muss wirklich auch sehr selbstkritisch sein und dann irgendwann mal sagen, jetzt go for it. Dann muss man das Risiko haben und sagen, jetzt mache ich den ersten Schritt. Und nicht einfach, wie wir vorhin gesagt haben, der ewige Erfinder, der Jahrzehnte in seiner Erfindung schwelgt, aber sie ja nie wieder umsetzt. Also, was auch mit Angst zu tun hat, dann zum Teil ein bisschen wahrscheinlich. Ja, also... Angst ist da sicher am falschen Platz.

Sandro Meyer [01:19:23]:
Danke vielmals, Wim, für deine Zeit. Ihr findet... Alles, was Wim schon auf die Beine gestellt hat und noch wird auf die Beine gestellt auf micro-mobility.com und auf microlino-car.com Gibt es noch irgendwelche Schlusswörter von deiner Seite her?

Wim Ouboter [01:19:44]:
Ja, zuerst einmal vielen Dank für die Gelegenheit, dass ich das teilen kann. Ich hoffe, dass der eine oder andere ein Lehrer daraus ziehen kann. Ich hatte übrigens auch mal ein Buch geschrieben, «The Micro Revolution». Wenn man mir ein schönes E-Mail schreibt, kann ich das auch gerne weitergeben. Das ist die ganze Geschichte, bis der Start mit der Microlino anfängt.

Sandro Meyer [01:20:04]:
Fantastisch. Es gibt auch ein paar super Podcasts. Wir sind heute nicht auf deine Geschichte eingegangen, aber es gibt ein paar Podcasts bzw. Interviews mit dir, wo du etwas näher auf die Geschichte selbst eingehst. Ich finde, das haben wir schon einmal gemacht. Das heisst, heute haben wir ein paar andere Sachen diskutiert. Danke vielmals fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal.

Wim Ouboter [01:20:25]:
Danke vielmals. Danke dir.